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April ist Autismus Awareness Month

  • Autorenbild: Anne Hilgendorf-Ninng
    Anne Hilgendorf-Ninng
  • 6. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Überall tauchen plötzlich bunte Puzzle-Teile, Infografiken und „Light it up blue“-Aktionen auf. Gut gemeint, aber oft daneben. Denn viele Vorstellungen von Autismus, die in diesem Monat verbreitet werden, greifen zu kurz oder basieren auf längst überholten Bildern. Höchste Zeit für einen Perspektivwechsel.


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Autismus ist keine Krankheit – und kein Rätsel

Autismus wird häufig als mysteriöse „Störung“ dargestellt. Dabei ist es schlicht eine neurodivergente Art zu denken, zu fühlen und zu verarbeiten. Autistische Menschen sind nicht defekt oder „anders krank“, sie sind einfach anders verdrahtet. Viele brauchen keine Therapie, sondern ein Umfeld, das sie versteht und unterstützt. Das ist der Unterschied zwischen „über Autismus sprechen“ und autistische Menschen wirklich hören.



Das Puzzle-Teil? Für viele ein falsches Symbol

Es soll symbolisieren, dass „ein Teil fehlt“ oder Autismus schwer einzuordnen ist. Viele Betroffene lehnen es ab. Es fühlt sich an, als würden sie nicht vollständig sein. Heute wünschen sich viele Autist:innen andere Bilder: Regenbögen, Infinity-Symbole, sanfte Farben – Symbole der Vielfalt statt des Mangels.



Autismus ist ein Spektrum

Es gibt nicht den Autismus. Der Begriff „Spektrum“ beschreibt, dass autistische Menschen sehr unterschiedlich in ihren Fähigkeiten, Herausforderungen, Interessen und Bedürfnissen sind. Manche sind nonverbal, andere sehr sprachgewandt. Manche brauchen viel Unterstützung im Alltag, andere sehr wenig. Autismus zeigt sich nicht auf einer eindimensionalen Linie von „wenig“ zu „viel“, sondern eher wie ein buntes, mehrdimensionales Profil. Genau das macht es so wichtig, zuzuhören statt zu verallgemeinern.


Masking ist kein Kompliment

Sätze wie „Aber du wirkst gar nicht autistisch“ sind verletzend, auch wenn sie nett gemeint sind. Sie zeigen: Die Person hat gelernt, sich anzupassen, zu maskieren, nicht aufzufallen. Masking schützt zwar, aber es kostet Kraft. Und führt oft dazu, dass Bedürfnisse übersehen werden. Echte Awareness heißt auch: erkennen, was man nicht sieht.



Weniger über Autist:innen reden. Mehr mit ihnen

Viele Beiträge zum Autismusmonat stammen von nicht-autistischen Organisationen. Doch Awareness funktioniert nur, wenn Betroffene selbst zu Wort kommen und nicht, wenn andere für sie sprechen. Wenn du im April (oder darüber hinaus) über Autismus lernst, achte darauf: Wer spricht? Und für wen?


Von Awareness zu Acceptance

Awareness ist ein Anfang, aber echte Veränderung beginnt mit Akzeptanz, Teilhabe und Inklusion. Das bedeutet:

  • Strukturen anpassen, nicht Menschen

  • Neurodivergente Perspektiven einbeziehen

  • Den Alltag weniger normativ und mehr menschlich gestalten


Und was kannst du tun?
  • Lies Beiträge von autistischen Menschen z. B. auf Instagram, TikTok, in Blogs oder Büchern

  • Reflektiere deine Sprache

  • Sei offen für andere Perspektiven, auch wenn sie unbequem sind

  • Frag nach, aber akzeptiere auch „Ich mag das gerade nicht erklären.“

  • Denk daran: Nicht jede Reaktion folgt den gleichen sozialen Codes. Das heißt nicht, dass sie weniger wert ist


FAZIT Der Autismus Awareness Month ist wichtig, aber er sollte nicht bei blauem Licht und Puzzlestücken stehenbleiben. Was Autist:innen brauchen, ist keine Mitleidskampagne, sondern echte Teilhabe. Sichtbarkeit ist gut. Mitsprache ist besser. Und am besten? Zuhören, lernen, umdenken.

 
 
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